Dampftriebwagen

Dampftriebwagen

Dieses Foto wurde in Clauen aufgenommen. Lange Zeit wußte ich nicht, um was für einen Triebwagen es sich dabei handelt. Durch Zufall entdeckte ich dann aber im Eisenbahn Magazin [22/S. 31] das Foto eines Dampftriebwagens der Pfalzbahn der sehr ähnlich aussah. Dieser Triebwagen war 1904 von der Firma Ganz in Budapest gebaut worden. Ein Vergleich der Fotos ergab das die beiden Triebwagen tatsächlich baugleich waren.

Durch ein Buch über die Triebwagen der Königlich-Preußischen Eisenbahnverwaltung [32] fand ich heraus, daß auch die KPEV 1903 solch einen Triebwagen von Ganz beschafft hatte. Er wurde dort unter der Gattung DT 1 eingeordnet und schon vor 1915 wieder ausgemustert. Meine erste Vermutung war dann, daß genau dieser Triebwagen auf dem Foto zu sehen ist. So vornehm, wie die Personen auf dem Bild angezogen sind, hat es sich bestimmt um keine gewöhnliche Fahrt gehandelt. Deshalb habe ich angenommen, daß es sich um eine Vorführung des KPEV Triebwagens bei der HPKE gehandelt hat. Ob meine Theorie stimmt wird sich wohl nicht mehr beweisen lassen. Falls es aber wirklich nur eine Probefahrt war, so hat sie die HPKE vom Kauf eines Dampftriebwagen überzeugt.

Im Dezember 2007 bekam ich eine Mail von Werner Willhaus aus Stuttgart, der Daten für ein Buch über die Kittel Dampftriebwagen sammelt:

  Nach C. Guillery (Buch von 1908, Handbuch über Triebwagen) hatte die HPKE
  (1.435 mm) zunächst einen dreiachsigen Dampftriebwagen der "Hannoversche
  Waggonfabrik Linden-Hannover" (spätere Hanomag) beschafft (Lizenz der Firma
  Ganz mit 35 PS-Leistung). Beschaffungsdatum steht leider nicht dabei. Der
  Wagen hatte nach der Beschreibung neun Sitzplätze II. Klasse und 24
  Sitzplätze III. Klasse. 
  Eigengewicht mit Wasser und Kohle 13,8 t.
  Wasser 1000 l
  Kohle 100 kg
  Zurückzulegende Strecke ohne Erneuerung der Vorräte 70 - 100 km.
  Nach seinen Angaben kam später ein 50 PS-Wagen desselben Herstellers
  ebenfalls dreichsig ebenfalls zu dieser Bahngesellschaft. Die Vorräte waren
  nun größer:
  1250 l Wasser
  175 kg Kohle
  Beide Triebwagen hatten Gepäckraum.
  In den einschlägigen Werken sind diese bislang nicht beschrieben. 
  In der Reichstatistik 1913 ist immerhin noch einer geführt.

Die HPKE hat also tatsächlich zwei eigene Dampftriebwagen besessen. Sehr zufrieden scheint man damit allerdings nicht gewesen zu sein, wenn es schon 1913 nur noch einen davon gab, der sich wohl auch nicht viel länger gehalten hat.


technische Daten der Gattung DT 1 der KPEV aus [32]:
Bahnnummer 6608 Hannover (bis 1910)
DT 5 Hannover (ab 1910)
Laufwerk Treib- und Laufradsatz besitzen Gleitlager
Radsatzfederung Blattfedern
Wagenkasten Untergestell als genieteter Profilstahlrahmen
Wagenkasten als Holzkonstruktion, außen mit Blech verkleidet
Seitenwand unten leicht eingezogen
Tonnendach
Stirnenden seitlich abgeschrägt
Keine Übergänge
Bremse Einlösige Klotzbremse
Handbremse
Aufteilung Führerstand mit Maschinenraum
Abteil II. Klasse
Einstiegsplattform
Großraum III. Klasse mit drei Abteilen
Gepäckraum und Führerstand
Einstieg Halbhohe Schlagtüren, nach innen öffnend
Zugang über zwei Trittstufen
Zu den Abteilen Schlagtüren
II. Klasse Einzelabteil
Sitzplatzanordnung 2 + 2
Abteiltiefe 1490 mm
Sitzplatzbreite ca. 477 mm
Gangbreite 530 mm
Polstersitzbänke
III. Klasse Großraum mit drei Abteilen
Sitzplatzanordnung 2 + 2
Abteiltiefe 1590 mm
Sitzplatzbreite 475 mm
Gangbreite 540 mm
Holzlattenbänke
Gepäckraum Mit Führerstad 2 vereinigt
Zweiflügelige Schlagtür, nach außen öffnend
Heizung Dampfheizung
Beleuchtung Gasglühlicht
Maschinenanlage Kessel und Vorratsbehälter für Kohle und Wasser im Maschinenraum
Dampfzylinder Verbundmaschine
Von Treibachse in Richtung Wagenmitte angeordnet
Radsatzanordnung A1
Gattungszeichen BC
Dienstmasse t 16,1
Größte Radsatzfahrmasse t 11,83
Länge über Puffer mm 10950
Radsatzstand mm 5500
Raddurchmesser mm 1000
Kesselüberdruck MPa 1,8
Kesselrostfläche m2 0,265
Kesselheitfläche m2 8,6
Brennstoffvorrat t 0,37
Wasservorrat m3 1,0